November 15, 2024

Die Abenteuer eines Kinderhilfe-Dienstwagens

Unsere Arbeit ist fast ausschließlich spendenbasiert. Daher werden einige Menschen stutzig und staunen, wenn sie hören, dass wir Dienstwagen bei der Kinderhilfe haben. Doch unsere Dienstwagen sind viel mehr als ein Transportmittel für unsere Mitarbeitenden. Unsere Wagen erleben in kürzester Zeit eine Menge Abenteuer!
Auf dem Bild seht ihr Leo, unseren Dienstwagen aus Frankfurt Oder. Ein acht Jahre alter Siebensitzer und ein erfahrener und geschätzter Mitarbeiter.

Wir möchten euch auf Leos Reise mitnehmen.Vom Abholen der Vorschulkinder, über eine Reise nach Tschechien, einem Trip zur Fortbildung und einem Ausflug in unser Landhaus Krummsee - Leo hat in wenigen Wochen ganz schön viel erlebt!

27.9.24: Erstmal stand heute eine lustige Routinetour an: Sarah und ich holen immer freitags die Vorschulkinder an den verschiedenen Ecken in Frankfurt von zuhause ab. Meist stehen sie schon parat und winken mir fröhlich zu. Die Vorfreude ist immer groß auf dem Weg zum Kindersport, da plappern alle durcheinander, haben so viel zu erzählen. Zurück geht es immer etwas ruhiger zu, die Box mit den Äpfelchen wird herumgereicht.

Ein Mädchen war heute auffällig still. Sarah und ich merkten es sofort. Deshalb fuhren wir diesmal unsere Runde andersherum und brachten erst die anderen Kinder nach Hause. Kaum allein im Auto, brach es aus der Kleinen heraus und wir standen noch eine Weile vorm Haus, bis Sarah mit ihr ausstieg, um sie nach oben zu bringen. Was sie da erzählt hat, bleibt mein Geheimnis, Ihr wisst schon auch ich unterliege der Schweigepflicht. Das ist für mich Ehrensache. Ich bin ein guter Zuhörer und ihr glaubt nicht, was ich alles schon für Geschichten zu hören bekommen hab. Sehr viel Trauriges, aber auch immer wieder viel Fröhliches. Und wenn es was Trauriges ist, dann bin ich immer froh, dass meine Kolleginnen so gut trösten können und die Kinder so ein großes Vertrauen zu uns haben.

Am Abend haben wir dann Fahrschule gespielt. Ein junger Ehrenamtlicher durfte das erstmal an mein Steuer und Sarah sorgte dafür, dass der junge Mann schnell verstanden hat, wie ich ticke und das zwischen uns keine Missverständnisse entstehen. Der Kerl ist mir sympathisch, er summt fröhliche Melodien und scheint ein vorrausschauender Fahrer zu sein. Vollgetankt und mit geprüftem Reifendruck fahren wir am Montag zusammen auf große Fahrt!


30.9.24: Ein bisschen aufgeregt bin ich schon! In meinem Kofferraum liegen zwei Koffer und eine Gitarre, heute ist es recht Stil an Board - ausnahmsweise kein Kind. Matti und ich fahren zusammen hinter einem Reisebus durch Tschechien zu einem kleinen Dorf. Die Schülergruppe im Reisebus wird dort für 10 Tage Geländevermessungen durchführen. Matti und ich sind dabei quasi im Hintergrunddienst und stehen bereit, um eine schwerkranke Schülerin im Notfall sofort in ein bestimmtes, vorinformiertes Krankenhaus zu fahren. Weil hier die Entfernungen groß sind und der Handyempfang schlecht, würde ein Rettungswagen vielleicht zu lange brauchen. Ich habe zwar kein Blaulicht, aber ich stehe bereit und hoffe natürlich inständig, dass es nicht dazu kommen wird.

10.10.24: Wir sind auf der Rückfahrt - das waren wohl die ruhigsten Tage in den letzten Jahren. Ein bisschen habe ich das Kindergezappel auf meiner Rückbank schon vermisst. Aber in meinem Kalender steht ja schon die nächste große Tour gleich für diese Woche auf dem Programm.

14.10.24: Es war schon dunkel als Julia und ich heute losfuhren. Weil die Bahnen abends nicht mehr so oft fahren, haben wir die Kinder der Trauergruppe nach Hause gefahren. Wenn Ihr die gesehen hättet, hättet Ihr nicht auf Trauergruppe getippt. Schnatter, lach, lol, yeah, krass Alter, hihi. Einer hatte noch ziemlich fettige Finger - Wraps haben sie wohl zusammen vorbereitet und gegessen.

16.10.24: Heute hab ich keine Kinder im Auto. Auf meiner Rückbank liegt ein großer Kreisel mit Familienfotos und frische Blumen, darüber schweben zwei Luftballons. Ein rotes Herz und ein runder Ballon von Bayern München. Wir fahren Richtung Friedhof. Anja will die beiden Jungs von dem verstorbenen Papa bei der Bestattung begleiten. Davon werde ich nicht viel mitbekommen, aber bestimmt sehe ich nachher die Ballons in den Himmel steigen und liebe Grüße nach oben tragen.

19.10.24: Es geht wieder auf große Fahrt. Wir haben eine wichtige Mission, erst geht es zum Hospiztag im Kloster Lehnin, dann übernachte ich zwei Nächte auf dem Hof bei den Kolleginnen in Potsdam und dann sehe ich endlich wieder Kinder - die Jugendtrauergruppe fährt in unser Erholungshaus nach Bad Malente. Das ist für mich sozusagen ein Heimspiel. Die Strecke und die Ortschaft kenne ich gut und wenn das Wetter so bleibt, fahren wir vielleicht für einen Tag an die Ostsee.

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